Waschen und Ankleiden

Hygienische Versorgung

Tote waschen und ankleiden

Es ist ein alter Brauch, dass Tote in frischen Kleidern bestattet werden. Früher war das sogenannte Totenhemd oft schon lange im Besitz eines Menschen; manchmal war es bereits Teil der Aussteuer oder ein Hochzeitsgeschenk. Seit dem 19. Jahrhundert verkaufen Bestatter_innen Totenwäsche in jeder Preislage. Doch die eigene Kleidung ist heute vielen lieber als ein synthetisches Totenhemd, das man im Leben niemals anziehen würde. Was auch immer andere Bestatter_innen sagen: eine Bestattung sowohl in der Erde als auch im Feuer darf in der eigenen Kleidung geschehen. Das Gleiche gilt auch für die eigene Bettwäsche. Waschen und Ankleiden.

Angezogen werden darf das, was sich der Tote gewünscht hat oder was er gerne getragen hat. Das kann das Abendkleid, das Fantrikot, der Jogginganzug oder die Badehose sein. Auch nackt ist möglich; alles ist erlaubt.

Zwar ist das Ankleiden der Toten heute üblicherweise Aufgabe der Bestatter_innen, aber wir ermutigen nahstehende Trauernde dazu, dies selbst zu tun. Wir helfen dabei. Gerade Zugehörige, die sich liebevoll gekümmert haben, brauchen sich diesen letzten Liebesdienst nicht aus der Hand nehmen lassen. Das Gefühl, noch etwas für den Toten tun zu können, ist für die allermeisten eine beglückende, intensive Erfahrung, die eine heilsame Wirkung hat.

Von den Sarggeschichten e.V. gibt es einen Kurzfilm zum Ankleiden:

Toten selbst anziehen

Unsere Aufgabe:

Das Ankleiden erfordert ein paar geübte Griffe, denn der Tote kann natürlich nicht selbst mithelfen, aber er ist in der Regel nicht steif, sondern gut beweglich. Wer den Toten auch im Leben nicht nackt gesehen hat, kann uns beispielsweise das Anziehen der Unterwäsche überlassen, den Rest machen wir dann zusammen. Zum gemeinsamen Ankleiden gehört es auch zu waschen, die Haare zu richten, einzucremen, vielleicht zu rasieren oder zu schminken. Apropos Schminken: es geht bei all dem nicht darum, den Toten lebendig aussehen zu lassen, sondern ihn für die letzte Reise fertig zu machen. Am Ende staunen wir immer wieder, wie gut Tote nach dem Ankleiden aussehen und wie schön sie werden, wenn man sich ihnen liebevoll zuwendet. Waschen und Ankleiden.

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Mit dem Saum des Kleides streif’ ich
Immer an des Freundes Duft,
Aber mit den Blicken greif’ ich
Ach, vergebens durch die Luft.
Mir so nah! und nicht begreif ich,
Wie er mir so fern her ruft!
Die Gedanken
Steh’n und schwanken
An der ungeheuren Kluft.

Rūmī, übers. von Friedrich Rückert

Der Tod       Abschiednahme vom toten Körper