Feuerbestattung oder Erdbestattung

In Berlin ist das Verhältnis von Feuerbestattung und Erdbestattung fünf zu eins. Die christlichen Kirchen haben sich lange gegen die Feuerbestattung gewehrt, denn die Zerstörung des Körpers durch Feuer galt traditionell als ein Hinderungsgrund für die „Auferstehung des Leibes“. Daher war das mittelalterliche Verbrennen auf dem Scheiterhaufen die denkbar schlimmste Strafe. Heute erkennen die christlichen Kirchen die Feuerbestattung vorbehaltlos an. Im Islam und im Judentum gibt es keine Feuerbestattung. Im Buddhismus und im Hinduismus ist sie dagegen verbreitet.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat man die Feuerbestattung in Deutschland aus Gründen der Hygiene propagiert. Außerdem galt sie als ein Gegenentwurf zur christlichen Tradition der Erdbestattung. Im Zuge der Urbanisierung fehlte es in den großen Städten außerdem an Friedhofsfläche, daher wurde die Feuerbestattung kommunal gefördert. Auch die Kosten für die Kremation waren lange geringer als die einer Erdbestattung, weshalb jene vor allem von der Arbeiter*innenklasse in Anspruch genommen wurde. Mittlerweile haben sich die Kosten an die der Erdbestattung angeglichen. Das heute am häufigsten genannte Argument für die Feuerbestattung ist ein subjektiv ungutes Gefühl bei der Erdbestattung. Vielen behagt die Vorstellung nicht, in der feuchten Erde zu liegen und von Würmern zerfressen zu werden. Letztes ist allerdings ein Mythos, denn die Verwesung in der Erde geschieht durch Mikroorganismen unseres eigenen Körpers, nämlich durch Bakterien und Pilze.

Die Feuerbestattung ist eigentlich eine Luftbestattung, denn der Großteil unserer Moleküle entweicht in die Atmosphäre. Nur etwa fünf Prozent unseres Körpergewichts bleibt zurück und wird zur Asche.

Die Asche ist natürlich leichter zu transportieren als der tote Körper im Sarg. Beispielsweise kann man sie unproblematisch im Auto oder im Flugzeug ins Ausland überführen oder sogar mit der Post verschicken. Unter der Rubrik Das Grab auswählen habe ich aufgeschrieben, welche Möglichkeiten es heute für die Beisetzung der Asche gibt.

Erdgrab Berlin

Ist die Erdbestattung oder die Feuerbestattung besser für die Umwelt?

Die Frage, welche Bestattungsart umweltfreundlicher ist, ist tatsächlich umstritten. Die Feuerbestattung hat eine höhere Energieaufwendung und produziert einen erheblichen CO2-Ausstoß. Die Giftstoffe werden größtenteils im Filter der Krematorien abgefangen und als Sondermüll im Salzstock entsorgt. Die Asche enthält ebenfalls alkalische Gifte. Allerdings gibt es auch bei der Erdbestattung eine Belastung des Bodens, zumal die Medikamente und Schwermetalle in unserem Körper ungefiltert in den Erdboden und so ins Grundwasser gelangen.

Letztendlich muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden, welche Bestattungsart für ihn die richtige ist – sofern er sich entscheiden darf: Bei ordnungsbehördlichen Bestattungen entscheidet leider der Staat.

Autor: julian.heigel

Bestatter

3 Gedanken zu „Feuerbestattung oder Erdbestattung“

  1. Ich wusste nicht, dass aus christlicher Sicht eine Ablehnung der Feuerbestattung stattfand. Vor allem, dass in Berlin das Verhältnis so deutlich zugunsten der Feuerbestattung ausfällt überrascht mich sehr. Ich wäge derzeit auch diese beiden Methoden in Rücksprache mit meinem Mann ab. Vielen Dank für die Informationen.

  2. Mein Großvater hat sich eine Feuerbestattung gewünscht. Er war ebenfalls der Ansicht, dass er nicht im Boden von Würmern zerfressen werden möchte. Dass diese Vorstellung ein Mythos ist, ist sehr interessant, da viele daran glauben. Gut zu wissen dass bei der Feuerbestattung der Großteil in die Atmosphäre geht und nur etwas fünf Prozent zu Asche werden.

  3. Interessant, dass es umstritten ist, ob die Feuerbestattung oder die Erdbestattung besser für die Umwelt ist. Ich bin mir selbst auch nicht sicher, was ich für besser halte. Ich denke meine eigene Präferenz geht in Richtung Feuerbestattung.

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