Baby-Sammelbestattung

Babys unter 500g müssen nicht einzelbestattet werden, wenn sie totgeboren sind. Aber in den Mülleimer sollen sie auch nicht geworfen werden, deshalb organisieren viele Krankenhäuser ein- bis zweimal im Jahr eine sogenannte Baby-Sammelbestattung. Neulich hatte ich die Chance, dort als Bestatter mitzuwirken.

Zunächst fuhr ich mit einer Kollegin zur Pathologie, um die Babys abzuholen. Drei winzige, zum Teil tiefgefrorene Babys wurden uns übergeben, die wir in kleine, mit Watte ausgeschlagene Kästchen legten. Baby Ahmed war schon in ein Tuch eingeschlagen und passte daher nicht in eines der mitgebrachten Kästchen. Da wir wussten, dass seine Eltern muslimisch sind, verzichteten wir ganz auf das Kästchen und nahmen ihn im Tuch mit. Der Friedhofsmitarbeiter war gnädig und erlaubte uns diese muslimische Bestattung „ohne Sarg“.

In der Friedhofshalle stellten wir die drei Babys nebeneinander auf. Eltern waren keine gekommen. Die Trauergemeinde bestand also nur aus meiner Kollegin und mir, der leitenden Hebamme, dem Klinikseelsorger und dessen Tochter, die ein Stück auf der Querflöte spielte. Die goldene Herbstsonne schien durch die bunten Glasfenster und tauchte die Kästchen und das Tuch in schimmerndes Licht. Jeder von uns zündete eine Kerze an und stellte sie bei den Babys ab.

Kindersarg

Die drei Babys haben es nicht ins Leben geschafft und doch haben sie ein ganzes Leben gehabt, sagte der Klinikseelsorger. Wie lange ein vollendetes Leben ist, was darin geschehen muss und was nicht, wer kann das entscheiden?

Nach der kurzen Ansprache zogen wir gemeinsam zur Grabstelle. Alle drei Babys kamen zusammen in ein Grabloch auf einem historischen Grab der Jahrhundertwende. Eine trauernde Frauenfigur aus Stein stand dort, die direkt auf das Grab der Babys schaute. Wir verabschiedeten die Babys mit etwas Sand und ein paar Rosen. Möge es ihnen gut gehen, wo auch immer sie sind, und mögen sie immer behütet sein.

Fehlgeburt Beerdigung

Baby-Sammelbestattung

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Autor: julian.heigel

Bestatter

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