Kinder auf der Trauerfeier

Sollen Kinder mit zur Beerdigung? Meine Antwort in Beispielen:

Der Opa von Fabian (6) und Jaro (8) stirbt zu Hause. Zuerst trauen die beiden sich nicht ins Totenzimmer, aber dann sind sie dabei, als Opa in den Sarg gelegt wird. Sie dürfen kleine Lavendelbeutel und Blüten in den Sarg legen. Jaro hat ihm noch ein Bild gemalt. Auf der Trauerfeier reichen sie allen Trauergästen am Eingang ein Teelicht. Dieses können die Trauergäste am Sarg abstellen und so dem Opa ein Licht bringen. Auf dem Weg zum Grab streuen die beiden vor dem Sarg Blütenblätter.

Yousef (15) und Nour (16) sind Cousin und Cousine. Für die Beerdigung ihrer Oma schreiben sie einen Text in Dialogform, den sie zusammen vortragen. Der Text ist traurig, aber stellenweise auch lustig, denn er enthält viele Sätze und Redewendungen, die ihre Oma immer gesagt hat.

Franzi (13) möchte gar nichts auf der Trauerfeier ihrer Schwester machen. Das ist auch okay. Irgendwann redet die Familie über passende Musik und Franzi schlägt „Das Leben ist schön“ von Sarah Connor vor.

Rana ist drei Jahre alt, als ihr Papa stirbt. Sie verabschiedet sich, indem sie lange auf seiner Brust liegt und spürt, wie er kälter wird. Sie weiß schon: er schläft nicht, er ist tot. Auf der Trauerfeier singen wir ein Lied, das er immer für sie gesungen hat.

Kind mit zur Beerdigung
Elli trägt die Urne ihrer Uroma zum Grab.

Kinder mit zur Beerdigung Kinder bei der Beerdigung

Es gibt natürlich auch Gründe, Kinder zu Hause zu lassen, zum Beispiel wenn sich Kinder sicher sind, dass sie nicht mitkommen wollen. Niemand darf zu einer Beerdigung gezwungen werden. Oft hilft es aber, im Vorfeld über die Ängste und Vorbehalte zu sprechen.

Karsten* Kaeding hat für unsere Veranstaltung am 3. Februar 2018 Kinderbücher zum Tod vorgestellt. Hier kann man die Powerpoint-Präsentation anschauen.

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Wenn ich ein Vöglein wär
und auch zwei Flügel hätt,
flög ich zu dir.
Weils aber nicht kann,
bleib ich all hier.

Bin ich gleich weit von dir,
bin ich doch im Traum bei dir
und red mit dir;
wenn ich erwachen tu,
bin ich allein.

Es vergeht kein’ Stund in der Nacht,
da nicht mein Herz erwacht
und an dich denkt,
daß du mir viel tausendmal,
dein Herz geschenkt.

Johann Gottfried Herder

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Babybestattung   Die Trauerfeier

10 Gedanken zu „Kinder auf der Trauerfeier“

  1. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie mein Vater gestorben ist als ich Acht war.
    Als absolutes Papa-Kind hat mir das damals vollkommen den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Im Nachhinein war der Tod nicht wirklich überraschend, mein Vater war krank, aber als ich Kind habe ich halt gedacht: “Der schafft das schon.” Vor allem weil es ihm im Krankenhaus besser ging. Und dann war er weg.
    Ich wollte ihn unbedingt noch einmal sehen und das durfte ich auch.
    Was ich nicht wollte, war bei der Trauerfeier neben meiner Mutter zu stehen und mir die ganzen Beileidsbekundungen, von mir teilweise unbekannten Menschen, anzuhören. Ich musste aber. Bis ich irgendwann nicht mehr konnte und weinend weggelaufen bin. Raus aus der Trauerhalle, weg vom Friedhof. Alle haben nach mir gesucht und meine damals beste Freundin hat mich gefunden. Sie hat mich in den Arm genommen und mir ein Seidentuch gefüllt mit Gummi-Bärchen geschenkt und für den Moment war wieder alles gut.
    Das Tuch hatte ich dann auch bei der Beisetzung dabei und es hat mir unglaubliche Kraft gegeben. Bis heute befindet es sich in meiner Schatztruhe, mit wichtigen Erinnerungsstücken, und das obwohl ich seit Jahren keinen Kontakt mehr zu dieser Freundin habe.

  2. Mein Vater ist nach längerer Zeit der Krankheit verstorben. Meine Kinder waren auf den möglichen Tod des heißgeliebten Opas vorbereitet und sahen bei Besuchen in den letzten Wochen auch seine Kräfte schwinden und das Ende nahen. Mein Vater verstarb im Beisein seiner Ehefrau, meiner Schwester und mir. Die Kinder (damals 6 und 11 Jahre alt) kamen am nächsten Morgen mit meinem Mann, um sich von dem toten Körper bewusst verabschieden zu können, sie waren dabei, als der Körper in den Sarg gebettet wurde und wir als Familie haben gemeinsam eine Urne bemalt. Keine Frage, dass die Kinder auch bei der (sehr klein gehaltenen) Beerdigung dabei sein durften und wollten.
    Für uns als Familie war es genau richtig so.
    Ein paar Wochen später sagt meine ältere Tochter zu mir: Weißt du, Mama, ich vermisse den Opa sehr! Aber ich hätte nie gedacht, dass es sich so leicht anfühlt, wenn er mal stirbt….”.

  3. Ich habe mir die gleiche Frage gestellt. Soll ich meine Kinder zur Beerdigung mitbringen? Meine Schwester ist gestorben und ich bin am Überlegen, ob ich meine Kinder mitbringen soll. Sie sind klein und sie waren noch nie bei einer Trauerfeier. Ich glaube, dass es respektvoll ist, wenn sie mitkommen. Danke für den Beitrag, sehr hilfreich!

  4. Meine Nichte wollte absolut nicht zur Beerdigung ihres Vaters, meines Bruders. Wir wollten das respektieren, waren aber unsicher, da Beerdigung auch ein wichtiger Moment ist für einen Abschied. Meine Schwägerin hat sich beraten lassen. Die Kinderpsychologin hat empfohlen, sie zu fragen, was ihr helfen würde mit zu gehen. Sie hat auch Tipps gegeben. So sass z.B. ihre beste Freundin neben ihr und sie hat ein Lieblingsbuch mitgenommen. Das Buch hatte den Zweck, nicht zuhören zu müssen, wenn sie nicht will. Sie war dabei und es war gut so.

  5. Als meine Schwiegermutter (noch recht jung) starb, war mir der Abschied, sowohl am Totenbett als auch bei der Trauerfeier und der Bestattung sehr wichtig. Unseren Kindern, zwei und vier Jahre alt, wollte ich den Abschied ermöglichen, ohne in ihnen etwaige Berührungsängste zu wecken. Der tote Körper war angstbesetzt für beide Kinder, sie mochten den Körper nicht berühren. Die Trauerfeier und auch die Auswahl der Grabstelle vorher, das Sammeln von Grabbeigaben, der gemeinsame Marsch von der Kirche zur Grabstelle waren aber für beide Kinder sehr wichtige und schöne Ereignisse, die den Ausgang der Oma aus ihrem Leben markierten. Sie einzubeziehen und ihnen die Teilnahme zu ermöglichen war für uns die richtige Entscheidung.

  6. Die Kinder bei einer Beerdigung ist kein leichtes Thema. Natürlich müssen sie nicht dabei sein, wenn sie es nicht wollen. Niemand darf zu einer Beerdigung gezwungen werden.

  7. Die Frage nach den Kindern muss wohl jeder selbst beantworten! Das Kind kann doch auf verschiedene Weise reagieren und seine Reaktion ist nie vorhersehbar. Falls die Eltern den Trauerfall mit dem Kind im Voraus besprochen haben, dann hat vielleicht das Kind das Recht auf das Zusammensein!

  8. Hallo, ich finde den Artikel sehr gut, habe aber dennoch eine Anmerkung. Wenn Eltern sich zu sehr belastet fühlen durch die Anwesenheit ihrer Kinder sollte die Konsequenz nicht die Abwesenheit der Kinder bei der Beerdigung sein. Vielmehr kann man/frau schauen ob es wichtige Bezugspersonen für die Kinder gibt, die sich in dieser Zeit an deren Seite begeben und sie begleiten. Viele Kinder spüren die Abwehr ihrer Eltern und würden vielleicht ihren Wunsch an der Beerdigung teilzunehmen dann nicht äußern. Die Kinder wegen der Eltern nicht auf die Beerdigung gehen zu lassen finde ich einen falschen Ansatz. Auch die Kinder haben ja das Recht Abschied zu nehmen, zu trauern und altersentsprechend einbezogen zu werden. Sonst besteht die Möglichkeit , dass sie Fantasien entwickeln und meist ist die Fantasie schlimmer als die Realität.
    Grüße von Kerstin von der Hude

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